Konfliktlagen

Wie verbinden sich globales Kapital und Weltpolitik unter dem Deckmantel einer angestrebten „Verbesserung“ der Welt? Welche Rolle spielen hierbei exklusive Treffen der Reichen und Mächtigen wie das jährliche Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos? Der Soziologe Ganga Jey Aratnam untersucht anlässlich von Rimini Protokolls Produktion Weltzustand Davos (Staat 4), die er als einer von fünf „Expert*innen des Alltags“ mitgestaltet, die Geschichte, Hintergründe und Vernetzungen des globalen Players WEF. Ein Beitrag in Auszügen. Zum Beitrag...

Wem nutzen Vorstellungen von Eigentum, Kontrolle und Verwertung von Musik? Und wie könnten Alternativen dazu aussehen? Die Rechtsethnologin und DJ Larisa Kingston Mann spricht mit Jan Kedves über Dub, Dancehall-Traditionen und Soundsystems, über kollektive Autorschaft, Strategien der mündlichen Überlieferung und die Reproduktion kolonialer Verhältnisse im globalen Musikgeschäft. Zum Beitrag...

Homeoffice, Schlafräume an Schulen und androide Lehrer*innen: Das und vieles mehr wünschen sich Schüler*innen sämtlicher Jahrgangsstufen an deutschen Schulen im In- und Ausland, so das Ergebnis des Ideenwettbewerbs Unsere Schule!. Der Pädagoge Robert Pfützner, wissenschaftlicher Begleiter des HKW-Projektes Schools of Tomorrow, im Gespräch mit Elisabeth Wellershaus über junge Menschen und ihre Vorstellung von einer Schule der Zukunft ohne Fremdbestimmung und Leistungsdruck nach globalisierten Maßstäben – rund hundert Jahre nach John und Evelyn Deweys Publikation Schools of To-Morrow und anderen frühen reformpädagogischen Bewegungen. Zum Beitrag...

Der Mensch erweist sich nicht nur als Gestalter der Erde, sondern auch als Gestalter der Tierwelt. Diese Formungen und die massenhafte Nutzung – wenn nicht gar: Ausbeutung – (anderer) Tiere durch den Menschen verursacht großes Tierleid, das vor der Öffentlichkeit meist verborgen und von ihr verdrängt wird. Die Rechtswissenschaftlerin Anne Peters blickt auf die historische Beziehung von „Tier“ und „Mensch“ und fordert globale Standards für Tierrechte vor dem Hintergrund sich auflösender Dichotomien. Zum Beitrag...

Normative binäre Konzepte wie Recht und Unrecht stecken in der Krise. Alternativen hierzu sind bislang nicht in Sicht. Die Politikwissenschaftlerin Nikita Dhawan analysiert die noch immer ausstehende Dekolonisierung des globalen Nordens und Südens und fordert einen transnationalen Gerechtigkeitsbegriff. Zum Beitrag...

Es waren schwierige Zeiten, als Étienne Balibar und Immanuel Wallerstein sich 1981 kennenlernten. Kurz nachdem der Front National seine erste wichtige Wahl gewonnen hatte, wurden die Themen „Rasse“, „Nation“ und „Klasse“ in ganz Frankreich äußert drängend. Der Soziologe und der Philosoph ergriffen die Gelegenheit, alle drei sozialen Konstrukte und deren Verwobenheiten mit Studierenden in einer heute legendären Vorlesungsreihe zu diskutieren. Das spätere Buch Rasse, Klasse, Nation: Ambivalente Identitäten (1988, dt: 1990) fasst Balibars und Wallersteins Forschung zusammen und reflektiert die Verknüpfung rassistischer Strukturen mit nunmehr neu etablierten globalen Klassensystemen von damals bis heute. Die Kulturwissenschaftlerin Manuela Bojadžijev sprach mit beiden Autoren über das Buch und darüber, warum es weiterhin relevant ist. Zum Beitrag...

Als Rasse, Klasse, Nation: Ambivalente Identitäten von Étienne Balibar und Immanuel Wallerstein 1990 in deutscher Übersetzung erschien, waren die Kritiken überschwänglich. Als „konkurrenzlos“ und „zukunftsweisend“ wurde die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit Gesellschaft damals wahrgenommen, allerdings weitestgehend von einem linken, akademischen Publikum. Jahrzehnte später blickt der Migrationsforscher und Journalist Mark Terkessidis erneut auf das Werk und stellt fest, wie spannend seine Rezeptionsgeschichte gerade heute vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit dem Rassismus-Begriff in Deutschland ist. Zum Beitrag...

Gewisse Wörter bestimmen unseren Alltag seit geraumer Zeit, eines davon ist: Angst. Im Zusammenhang mit Flucht, Migration und vermeintlicher Überfremdung fiel es in letzter Zeit besonders häufig. Reflektionen zu einem Gespräch zwischen dem Lyriker und Autor Sinan Antoon, dem Kulturwissenschaftler Joseph Vogl und dem Anthropologen Allen Feldman im HKW über ein Gefühl, das sich auch die Politik zunutze macht. Zum Beitrag auf Englisch...

Manchmal machen Wörter, was sie wollen. Wer wüsste das besser als Herta Müller? Seit Jahrzehnten beschäftigt die Literaturnobelpreisträgerin sich mit der Widerspenstigkeit und mit der Durchlässigkeit von Sprache. In der kommenden Ausgabe der Gesprächsreihe Wörterbuch der Gegenwart diskutiert sie mit dem Schriftsteller Marcel Beyer darüber, wann Sprache zum Ausdruck des Widerstands wird und wann zum Instrument der Machtausübung. Aus diesem Anlass ein Text aus einer Anthologie der Zeitschrift für Literatur Akzente. Zum Beitrag...

Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Kunstformen und politischen Systemen? Rabih Mroués Arbeiten kreisen um die gesellschaftliche Situation im Libanon und den östlichen Mittelmeerraum. Für „Why Are We Here Now?“ untersucht er mit Vertreter*innen der Nach-Bürgerkriegs-Kunstszene libanesische Identitätsentwürfe und die besondere Stellung der Lecture Performance. Zum Beitrag...

Welche Form des Theaters kann veränderte Realitäten reflektieren? Mit der Journalistin Katja Petrowskaja spricht der Künstler und Theaterautor Mohammad Al Attar über Noam Chomsky und die internationale Linke, über Migration und militärische Konflikte als gelebte Erfahrung und Theater als politisches Werkzeug. Zum Beitrag auf Englisch...

Wie kaum ein anderer Ort wird aktuell das syrische Aleppo mit Krieg und Zerstörung in Verbindung gebracht. Der Künstler Mohammad Al Attar widersetzt sich solchen medialen Festschreibungen. Ein Gespräch über intime Narrative, geliebte Orte und widerständige Erinnerung. Zum Beitrag...

Wo enden Toleranz und Laissez-faire? Wann werden Schweigen und Auslassungen zu Gewalt? Die Schriftstellerin Taiye Selasi thematisiert in ihren afrofuturistischen Erzählungen und Romanen gesellschaftlich akzeptierte Formen des Wegsehens und des Nicht-Einmischens. Der Kulturtheoretiker David Theo Goldberg blickt auf rassistische und identitär motivierte Gewaltauslassungen, während der Historiker Achille Mbembe der Normalisierung des strukturellen Verlassens ganzer Bevölkerungsgruppen auf den Grund geht. Die Schriftstellerin Jessica Lauren Elizabeth Taylor fasst ihre Positionen zusammen und skizziert verschiedene gesellschaftliche Phänomene vor dem Hintergrund steigender Gewaltpotenziale. Zum Beitrag auf Englisch...

Wie könnte Schule anders sein? Vor 100 Jahren mobilisierte die Zukunft der Bildung die Imagination von Künstler*innen und Wissenschaftler*innen. Heute hingegen mangelt es oft an Vorstellungskraft, wenn es um alternative Zukunftsentwürfe gehen soll. Wie geht Schule mit dem Wandel der Zeit um, mit Digitalisierung und anderen Herausforderungen? Und wie entwickeln Schüler*innen wie Lehrkräfte eine neue Handlungsfähigkeit? Ein Bericht über die Konferenz „Schools of Tomorrow“. Zum Beitrag...

Mehrsprachigkeit und Diversität sind mittlerweile an vielen Schulen selbstverständlich. Der unverkrampfte Umgang damit jedoch noch lange nicht. Jugendliche von zehn bilingualen Berliner Europa-Schulen suchten zwischen Dezember 2016 und Mai 2017 mit dem Projekt Neue Expert*innen! nach alternativen Bildern und Erzählungen, die ihrem komplexen Alltag gerecht werden. Zum Beitrag...

Die Großbaustelle hat ausgedient, so Maik Novotny. Mit Blick auf Rimini Protokolls Gesellschaftsmodell Großbaustelle (Staat 2)  analysiert der Architekturkritiker den Kampf um die Schalthebel des Bauens zwischen Top Down und Bottom-up, problematische (Schein-)Beteiligungen der Öffentlichkeit und jüngste Fanale des Scheiterns. Ein Plädoyer für die Kleinbaustelle. Zum Beitrag...

In gegenwärtigen Gesellschaften dient Angstproduktion oft als politische Strategie, um Ausnahmezustände zu legitimieren und schließlich zu normalisieren. Der Schriftsteller Sinan Antoon über das Phänomen „Flying while Muslim“, strukturelle Islamophobie und die globalen Verflechtungen von Angst, Terror und Trauma. Zum Beitrag...

Der Nationalstaat hat sich als internationales Ordnungsprinzip in der Moderne weitgehend durchgesetzt. Wie aber sehen Widerständigkeiten und Alternativmodelle zu seinen konfliktbehafteten Grenzziehungen und kapitalistischen Motivationen aus? Der Politikwissenschaftler James C. Scott betrachtet „Zomia“, ein Hochlandgebiet, das sich über Südostasien und das tibetische Hochland erstreckt und dessen indigene Bevölkerung sich seit jeher der Eingliederung in Imperien und Nationalstaaten verweigert hat. Ein Auszug aus seinem bahnbrechenden Buch „The Art of Not Being Governed“ (2009). Zum Beitrag...

Männer sind Macht, Kinder bedeuten Macht. Taiye Selasi, gefeierte Autorin von Diese Dinge geschehen nicht einfach so, gibt in ihrer Kurzgeschichte The Sex Lives of African Girls Einblicke in unhintergehbare Geschlechterhierarchien: Aus der Sicht einer Elfjährigen erzählt sie einen verhängnisvollen Tag in einer Villa in Accra, an dem sich die brutale Härte männlicher Dominanz voll entfaltet, gerade weil sie von den Frauen mitgetragen wird. Die elfjährige Edem hat keine Mutter mehr, ihre Tante Khadijeh keine eigenen Kinder, eine Chance haben beide nicht: „In the peculiar hierarchy of African households the only rung lower than a motherless child is a childless mother.“ Ein Auszug begleitend zur Gewalt-Ausgabe des Wörterbuchs der Gegenwart, an der die Autorin teilgenommen hat. Zum Beitrag...

31.03.2017 Konfliktlagen Max Dax

Wie klingt freie Musik? Und wie hat sie Einfluss genommen auf die Freiheitsbewegungen der vergangenen 100 Jahre? Max Dax im Gespräch mit den „Free! Music“-Kuratoren Detlef Diederichsen und Björn Gottstein über die Befreiung der Musik zu Beginn des 20. Jahrhunderts, deren Ausdifferenzierung im Poststrukturalismus und den Freiheitsdrang von Künstler*innen. Zum Beitrag...

Der Politiktheoretiker Sandro Mezzadra über „Globalisierung von unten“, die Mobilität der Arbeitskraft und die Doppelbindung von Nation und Kapital. Zum Beitrag...

Ob Heavy Metal oder Pop, ist letztlich egal: Tore Tvarnø Lind, Musikanthropologe an der Universität Kopenhagen, erforscht die Methoden „moderner“ Musikfolter. Seine Arbeit zeigt, wie mittels struktureller Gewalt und Grausamkeit Musik zweckentfremdet und zum Quälen von Menschen eingesetzt wird. Ein Ausschnitt seines Beitrags zum soeben erschienenen Band „Krieg singen“. Zum Beitrag...

Sarah Bay-Cheng hat für das 100 Jahre Gegenwart. Journal die US-Premiere von Top Secret International (Staat 1) in New York besucht. Über das Rimini Protokoll-Stück hinaus richtet die Theaterwissenschaftlerin den Blick auf Cyber-Attacken, Fake News und das Bild von Geheimdiensten. Eine Auseinandersetzung mit der Verletzbarkeit der Algorithmen und der gegenwärtigen Krise der Demokratie – im Theater und im wahren Leben. Zum Beitrag auf Englisch...

Gibt es Wahrheit? Und brauchen wir sie noch? Im Rahmen der Reihe Wörterbuch der Gegenwart diskutierten Wole Soyinka, Literaturnobelpreisträger, und Manthia Diawara, Filmemacher und Kulturtheoretiker, eine universelle Idee und ihre Relevanz in der heutigen Welt. Ausgangspunkt war die Négritude, von ihren Erfindern erdacht als wahrhafte Basis einer afrikanischen Identität. Zum Beitrag...

Von Radiopropaganda in Ruanda zu Folterpraktiken auf Guantánamo Bay: Was hat Musik mit Krieg zu tun? Die Kulturanthropologin Angela Dreßler geht dieser Frage nach – und erfährt, wie Musik im krisengeschüttelten Guinea-Bissau die Angst vor einem neuen Militärputsch lindern soll. Zum Beitrag...

Über das Festival "Krieg Singen"

Krieg und Musik – ohne einander scheinen sie nicht auszukommen, zweiteres ohne ersteres schon gar nicht. Im Gespräch erläutern HKW-Intendant Bernd Scherer und die beiden „Krieg singen“-Kuratoren Detlef Diederichsen und Holger Schulze, warum es gerade heute wichtig ist, die Querverbindungen von Musik und Krieg in den Blick zu nehmen: mit den Mitteln der Musik selbst.

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Thomas Meinecke, Frontmann der Band F.S.K., über Musik in Zeiten der Mobilmachung und der Propaganda. Zum Beitrag...