Es gab eine Zeit, in der man auf einem Flug in den Vereinigten Staaten Arabisch sprechen oder ein Buch in der Sprache lesen konnte, ohne Bedenken oder gar Angst zu haben, erniedrigende Konsequenzen erleiden zu müssen. Diese Zeit ist seit langem vorbei. Viele Kolleg*innen und Freund*innen gestehen, dass sie es vermeiden, Bücher auf Arabisch oder Persisch auf Flüge mitzunehmen, um keine misstrauischen Blicke auf sich zu ziehen.
Am 6. April 2016 telefonierte Khairuldeen Makhzoomi, ein irakischer Geflüchteter und Student an der Universität Berkeley, in einer Maschine der Fluglinie Southwest Airlines am internationalen Flughafen von Los Angeles mit seinem Onkel. Er wurde daraufhin aus dem Flugzeug genommen, verhört und vom FBI auf eine Fahndungsliste gesetzt. Anschließend wurde er dazu gezwungen, einen anderen Flug zu nehmen. Warum? Ein anderer Passagier hatte ihn Arabisch sprechen hören. „Inshallah“, „so Gott will“, ein Ausdruck, der von allen arabischen Muttersprachler*innen, unabhängig von einer religiösen Zugehörigkeit, genutzt wird, scheint der Auslöser gewesen zu sein.
Wenn ich davon spreche, dass Dinge in der Vergangenheit besser waren, bin ich nicht nostalgisch. Es gab niemals einen Mangel an anti-arabischen und anti-muslimischen Gefühlen in den USA. Es gab zahlreiche, und sie wurden häufig in gewalttätige Übergriffe gegen Araber*innen und Muslim*innen in Zeiten von Aufruhr und Krieg übersetzt. Der Anstieg gewalttätiger Attacken vor und während dem Golfkrieg von 1991 ist nur ein Beispiel. Nichtsdestotrotz lösten der 11. September 2001 und die offizielle Antwort auf die Ereignisse an diesem Datum ein wesentlich tückischeres Klima für Araber*innen und Muslim*innen (und diese zwei werden weiterhin beiläufig zusammengefasst) in den Vereinigten Staaten aus.
Die Angriffe vom 11. September wurden offiziell mit kulturellen und zivilisatorischen Begriffen gerahmt, anstatt als ein Ereignis mit einer Genealogie, die besser mit Hinblick auf Geopolitiken und die jüngste Geschichte zu verstehen wäre. Dies hätte natürlich einen kritischen Blick auf die US-amerikanische Außenpolitik nach sich gezogen, auf Kosten und Konsequenzen aus Allianzen mit brutalen Regimen und die Unterstützung von „Heiligen Kriegen“ gegen schlimme Imperien.
Es existiert bereits ein Archiv an Orientalismen. Dieses wurde nun eingesetzt, um einmal mehr vielzählige komplexe Kategorien und Geschichten, Identitäten und Existenzen zu essentialisieren. Ausgangspunkt für ein solches Vorgehen war die Idee von einem einzigen, quasi monolithischen „Islam“. Ist es also eine Überraschung, dass in der Folge eine Art Kollektivschuld angesetzt wurde? „Sie“ sind angeblich alle gleich. Ein solcher Ausdruck des „Kampfes der Zivilisationen und Kulturen“, die Kultur selbst (egal, wie schwer sie zu rahmen ist), wurde zum Ort des Verbrechens, der besser hätte abgegrenzt und verstanden werden müssen. Arabisch, die Schriftsprache des Islam und der Terrorist*innen, wurde damit zu einer Sprache von forensischem Interesse. Sie wurde kriminalisiert.
Makhzoomi ist lediglich das jüngste Opfer von dem, was viele mit dem islamophobiekritischen Ausspruch “Flying while Muslim” etikettieren. Es gibt zahlreiche solcher Zwischenfälle, die bis zurück ins Jahr 2001 datieren und bei denen Passagier*innen aufgrund ihres Aussehens, ihrer Kleidung oder ihrer Sprache aus Flugzeugen entfernt wurden. Die orwellartige Atmosphäre des Krieges gegen den Terror hat solche Praktiken zum Normalzustand gemacht und zu ihnen ermutigt. Islamophobie ist damit eine grausame Lebensrealität für muslimische und arabische Amerikaner*innen geworden. Sie sind natürlich nicht die erste Gruppe, die einem rassistischen Profiling und institutionellem Rassismus in den USA unterworfen wird. Fragen Sie nur mal Afro-Amerikaner*innen.
Es wäre ebenso ein Fehler, diese Zwischenfälle als Ausnahmen zu verstehen oder zu erwarten, sie verschwänden in naher Zukunft. Der Diskurs der republikanischen Wahlkampagne und die Popularität von Trumps „Bann“ von Muslim*innen zeigen deutlich, dass die Islamophobie eine mächtige politische Währung ist und dass es Millionen in den USA gibt, die gewillt sind, zu akzeptieren, was diese nach sich zieht.
Im Gegensatz dazu war es recht bewegend, wie die Kampagne von Sanders muslimische und arabische Amerikaner*innen einbezog und Anzeigen auf Arabisch schaltete. Ein symbolischer Akt von großer Bedeutung in diesen Zeiten – und einer der Art, von denen wir viele mehr brauchen.