Wie beeinflussen Gesetze, die Rechtsprechung und historische Machtverhältnisse die Möglichkeit der Entstehung neuer musikalischer Formen? Der Copyright-Streit um den Song Blurred Lines (2013) von Robin Thicke, Pharrell Williams und Clifford Harris Jr., den ein US-amerikanisches Gericht für ein Plagiat des Songs Got To Give it Up von Marvin Gaye aus dem Jahr 1977 befand, zeigt, so die These des Beitrags von Mel Stanfill: Die Gesetzeslage ist die eine Seite; die Rechtsprechung, geprägt von subjektiven Faktoren ebenso wie historischen Bedingtheiten, eine andere. Zum Beitrag...
1957 gründete der Künstler Guy Debord zusammen mit anderen linken europäischen Intellektuellen die Situationistische Internationale (S.I.). Die Bewegung verstand sich als „Revolutionäre Front in der Kultur“ und übte mit den Methoden des Spiels und der so genannten Kommunikationsguerilla Kritik am Spektakel der damaligen Warengesellschaft. In einer Zeit, in der marktwirtschaftliche Prinzipien das Leben nun noch viel umfassender durchdringen, regt das Ausstellungsprojekt The Most Dangerous Game im HKW eine Neubetrachtung der situationistischen Kritik an. Im Gespräch mit HKW-Intendant Bernd Scherer erklären die Kuratoren Wolfgang Scheppe und Roberto Ohrt, wie die S.I. die Aufhebung der Kunst verstand, ihre Mitglieder sich dennoch als Berufsrevolutionäre im Feld der Kunst wahrnahmen und im Zwiespalt darüber intellektuelle Beweglichkeit bewiesen. Zum Beitrag...
Homeoffice, Schlafräume an Schulen und androide Lehrer*innen: Das und vieles mehr wünschen sich Schüler*innen sämtlicher Jahrgangsstufen an deutschen Schulen im In- und Ausland, so das Ergebnis des Ideenwettbewerbs Unsere Schule!. Der Pädagoge Robert Pfützner, wissenschaftlicher Begleiter des HKW-Projektes Schools of Tomorrow, im Gespräch mit Elisabeth Wellershaus über junge Menschen und ihre Vorstellung von einer Schule der Zukunft ohne Fremdbestimmung und Leistungsdruck nach globalisierten Maßstäben – rund hundert Jahre nach John und Evelyn Deweys Publikation Schools of To-Morrow und anderen frühen reformpädagogischen Bewegungen. Zum Beitrag...
Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Kunstformen und politischen Systemen? Rabih Mroués Arbeiten kreisen um die gesellschaftliche Situation im Libanon und den östlichen Mittelmeerraum. Für „Why Are We Here Now?“ untersucht er mit Vertreter*innen der Nach-Bürgerkriegs-Kunstszene libanesische Identitätsentwürfe und die besondere Stellung der Lecture Performance. Zum Beitrag...
Eisenbahnen bilden nicht allein Infrastrukturen. Ihre Schienennetze erzählen auch Geschichten des Kolonialismus und seiner Folgen, so die These der Kuratorin Adania Shibli. Auf ihre Einladung schreibt der Schriftsteller und Filmemacher Philip Rizk über seine Reise von Berlin bis an die Grenze Syriens im Sommer 2017, inspiriert von Alexander Berkman (1870–1936), Anarchist und wichtige Figur des damaligen Widerstandes gegen den US-amerikanischen und russischen Imperialismus, der vor fast 100 Jahren auf den Schienen der Bagdad-Bahn reiste. Zum Beitrag auf Englisch...
Per Zug von Berlin nach Bagdad, von Damaskus nach Mekka: heute kaum vorstellbar – doch das war nicht immer so. Die Autorin und Kulturwissenschaftlerin Adania Shibli über die Geschichte(n) hinter ihrem Programm „After the Wildly Improbable“, über verbotene Bücher, die Utopie des Reisens und Schienen als Zeugen. Zum Beitrag...
Wo enden Toleranz und Laissez-faire? Wann werden Schweigen und Auslassungen zu Gewalt? Die Schriftstellerin Taiye Selasi thematisiert in ihren afrofuturistischen Erzählungen und Romanen gesellschaftlich akzeptierte Formen des Wegsehens und des Nicht-Einmischens. Der Kulturtheoretiker David Theo Goldberg blickt auf rassistische und identitär motivierte Gewaltauslassungen, während der Historiker Achille Mbembe der Normalisierung des strukturellen Verlassens ganzer Bevölkerungsgruppen auf den Grund geht. Die Schriftstellerin Jessica Lauren Elizabeth Taylor fasst ihre Positionen zusammen und skizziert verschiedene gesellschaftliche Phänomene vor dem Hintergrund steigender Gewaltpotenziale. Zum Beitrag auf Englisch...
Wie könnte Schule anders sein? Vor 100 Jahren mobilisierte die Zukunft der Bildung die Imagination von Künstler*innen und Wissenschaftler*innen. Heute hingegen mangelt es oft an Vorstellungskraft, wenn es um alternative Zukunftsentwürfe gehen soll. Wie geht Schule mit dem Wandel der Zeit um, mit Digitalisierung und anderen Herausforderungen? Und wie entwickeln Schüler*innen wie Lehrkräfte eine neue Handlungsfähigkeit? Ein Bericht über die Konferenz „Schools of Tomorrow“. Zum Beitrag...
Die Großbaustelle hat ausgedient, so Maik Novotny. Mit Blick auf Rimini Protokolls Gesellschaftsmodell Großbaustelle (Staat 2) analysiert der Architekturkritiker den Kampf um die Schalthebel des Bauens zwischen Top Down und Bottom-up, problematische (Schein-)Beteiligungen der Öffentlichkeit und jüngste Fanale des Scheiterns. Ein Plädoyer für die Kleinbaustelle. Zum Beitrag...
Öffentliche Großbaustellen sind ein Phänomen der Zeit. Die Kosten explodieren, Politiker*innen stolpern, Eröffnungen verzögern sich, das „Publikum“ wundert sich über nichts mehr und freut sich, wenn tatsächlich mal etwas fertig wird (#Elbphilharmonie). Anlässlich der Premiere des zweiten Teils der Tetralogie Staat 1-4 von Rimini Protokoll, Gesellschaftsmodell Großbaustelle (Staat 2) macht sich die Amerikanistin Eva C. Schweitzer ihre eigenen Gedanken zu komplizierten Beziehungsgeflechten und dem mythischen Wert von Großbaustellen. Zum Beitrag...
Wie konnte der Nationalstaat weltweit zur zentralen politischen Organisationsform werden? Warum fällt es heute so schwer, Alternativen zu diesem relativ jungen Ordnungssystem zu denken? Das Programm „Die Jetztzeit der Monster. What Comes After Nations?“ erörterte die Herausforderungen und Grenzen des Nationalstaatensystems, historische Zusammenhänge seiner Genese und alternative Entwürfe zur Reorganisation der internationalen Ordnung. Zum Beitrag...
Vor 100 Jahren versuchten Reformpädagog*innen weltweit, Grundlagen für ein neues Lernen und Lehren zu schaffen. In dem langfristig angelegten Praxisprojekt Schools of Tomorrow, das die Ansätze von damals aus heutiger Perspektive untersucht, experimentieren Künstler*innen, Pädagog*innen und Wissenschaftler*innen mit neuen Lernformaten. Kuratorin Silvia Fehrmann und Daniel Seitz von Jugend hackt sprechen über alternative Ansätze, den komplexen Alltag der neuen Generation und über selbstständige Kinder. Zum Beitrag...
Der Jurist Antony T. Anghie über einen zählebigen Gedanken, der das Völkerrecht bis heute prägt. Zum Beitrag...
Der Politiktheoretiker Sandro Mezzadra über „Globalisierung von unten“, die Mobilität der Arbeitskraft und die Doppelbindung von Nation und Kapital. Zum Beitrag...
Der Schriftsteller Rana Dasgupta im Gespräch mit dem Soziologen Boaventura de Sousa Santos über den Nationalstaat in der Krise, den Mangel an alternativen Strukturen und die Konsequenzen. Zum Beitrag...
Die internationale Brisanz der Wohnungsfrage, Kulturtransfers und das Bauhaus – HKW-Intendant Bernd Scherer im Gespräch mit Claudia Perren und Franziska Eidner. Zum Beitrag...
Wie sollten europäische Gesellschaften heute mit den Beschädigungen aus der Kolonialzeit umgehen? Wie mit den Folgen der Zerstörung von Orten, Körpern und Identitäten? Und welche Formen der „Reparation“ gegenwärtigen Unrechts wären angemessen? Im Rahmen der Veranstaltung Körper haben sich der Künstler Kader Attia und die Philosophin Françoise Vergès mit alten und neuen kollektiven Wunden auseinandergesetzt, mit Amputationen und dem mit diesen verbundenen Phantomschmerz. Hannah Gregory hat den Film- und Diskussionsabend für das Journal besucht und diskutiert die sich ergänzenden Positionen hier. Zum Beitrag auf Englisch...
Die dystopische Videoserie „The Common Sense“ dreht sich um „The Patch“. An den Gaumen geklebt überträgt diese Prothese die Gefühle und körperlichen Empfindungen anderer. In zeitlichen und räumlichen Sprüngen zeigt die Videoarbeit die tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen, die das Gadget auslöst – von der absoluten Überwachung im Arbeitsalltag bis zur einer pornografischen Ökonomie. Im Interview mit Bert Rebhandl spricht die Künstlerin Melanie Gilligan über Geräte, Fernsehserien und Neurowissenschaften. Zum Beitrag...