Worin besteht der Zusammenhang zwischen der Oktoberrevolution 1917 und Begriffen wie „Kosmos“ und „Unsterblichkeit“? Niemand hat das so klar formuliert wie Nikolai Fjodorow (1829-1903): In seiner„Philosophie der gemeinsamen Sache“ (1906) fordert er die Abschaffung des Todes, die physische Rekonstruktion aller Verstorbenen und – als logische Konsequenz – die Ausbreitung der Menschheit in den Kosmos. Lässt sich gar das gesamte sowjetische Experiment als angewandter Kosmismus bezeichnen? Mit seiner Ausstellung im HKW blickt der Medientheoretiker und Philosoph Boris Groys auf eine bislang wenig beachtete Bewegung dieser Epoche. Ein Gespräch über die Überwindung des Todes, revolutionäre Neuanfänge und die Limitierungen aktueller Körper-Technologien. Zum Beitrag...
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts verschrieb sich der Russische Kosmismus dem Ziel physischer Unsterblichkeit und Wiederauferstehung mithilfe technologischer Mittel. Die Kosmisten waren Wegbereiter der Raumfahrt und strebten die Kolonisierung des Universums durch den Menschen an. Der Künstler Anton Vidokle und der Künstler und Museologe Arseny Zhilyaev sprechen im Journal über Bio-Kosmismus, eine Kunst ohne Tod und das Museum als möglichen Ort einer kuratierten, transhistorischen Wiederauferstehung. Zum Beitrag...
Die Dahlemer Zeit des Ethnologischen Museums neigt sich ihrem Ende zu, der Umzug ins Humboldt-Forum steht unmittelbar bevor. Bei einem Themenabend des HKW mit Vorträgen und anschließender Diskussion im Museum ging es um eine der Kernfragen der Museologie: die Komplexität des Begriffs Ding. Museale Dinge sind ihres ursprünglichen Kontextes enthoben, ihre „Migrationsgeschichte“ führte sie an andere Orte und in neue Zusammenhänge. Der Medientheoretiker Arjun Appadurai, der Kulturtheoretiker Tony Bennett und die Museusmwissenschaftlerin Sharon Macdonald haben sich auf die Suche nach alternativen Vorstellungen von den Dingen begeben. Sie haben nach den Akteur*innen und Umständen von Migration gefragt, haben migrierende Dinge zu migrierenden Menschen in Beziehung gesetzt und die Beständigkeit von Objekten der Unbeständigkeit ihrer Bedeutung gegenüber gestellt. Ana Teixeira Pinto hat ihnen zugehört und ihre eigenen Schlüsse gezogen. Zum Beitrag auf Englisch...
Was passiert mit den Objekten, den Dingen, im Museum? In seinem 2005 erschienen Essay „Civic Laboratories“ untersucht der englische Kultur- und Sozialtheoretiker Tony Bennett die gleichzeitige Veränderlichkeit und Unveränderlichkeit von Objekten in Museumskontexten. Hierfür nimmt er Fragen der Identitätsbildung in den Blick und führt seine Leser*innen aus der europäischen Theoriebildung über Baldwin Spencers Inszenierungen von Aborigines in australischen Museen bis hin zu Franz Boas‘ Lebensgruppen im American Museum of Natural History in New York. Wie verändern sich Objekte mit ihrer Einbettung in unterschiedliche Regime von Objekthaftigkeit? Welche Formen des Innenlebens lösen diese beim betrachtenden Subjekt aus? Und welche erfordern sie? Zum Beitrag auf Englisch...