Während die Sozialreformer in ihrer Gleichsetzung von moralischem Verfall und einer unzumutbaren Wohnsituation immerhin eine Verbindung von humanitärem Diskurs und Architektur schufen, kappt der heutige „voucher humanitarianism“ gerade diese Verbindung: Die Geflüchteten sind gezwungen, mit den finanziell schlechter gestellten Schichten der Städte um bezahlbaren Wohnraum zu konkurrieren, was beispielsweise dazu führt, dass syrische Flüchtlinge in Jordanien in die Lager zurückkehren – denn sie bieten Zuflucht vor den Städten, in denen kein bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung steht. Wenn die Geflüchteten sich nunmehr Europa zuwenden, ist das nur konsequent. Die Lösung, so Herscher, liegt hier im Begriff der Bürgerschaft. Geflüchtete sind „Bürger im Werden“. Sie stören nicht die soziale Ordnung, sondern setzen in ihrer Bitte um Aufnahme einen notwendigen Wandel in Gang. Ohne sie wären Staaten und ihre Institutionen fossilisierte Artefakte.