Die westliche Moderne, und in der Tat ein Großteil der westlichen Kultur, gründet sich auf einer binären Trennung von „Rasse“ und Technologie. In diesem Dualismus wird Ersteres als hyperorganisch und primitiv behauptet, Letzteres als anorganisch und hyperrational. Denn während Ersteres der angebliche Ursprung von Rhythmus, Geschlecht und allem Körperlichen ist, behauptet Letzteres Abstraktion, Industrie, und deren komplexe Methoden der Repräsentation. Diese zugegebenermaßen sehr vereinfachte Gegenüberstellung verrät viel. Zum einen hängt jede dieser beiden Seiten von der jeweils anderen ab: in der Unterscheidung, die Bedeutung produziert, sowie in ihren Machtbeziehungen, aus denen sich Bedeutung materialisiert. Zum anderen lädt diese Abhängigkeit zur Nähe ein: Schließlich produziert Technologie genauso „Rasse“ wie „Rasse“ Technologie begehrt.

Dieses geheime Einverständnis zwischen den beiden Wissensregimen sticht im 19. Jahrhundert besonders hervor. Damals wurde unser aktuelles Verständnis von „Rasse“ und Technologie stabilisiert, nachdem es im Schmelztiegel der Biowissenschaften, der Urbanisierung und der imperialen Expansion geschmiedet worden war. Zwei der wichtigsten Faktoren in der damaligen transatlantischen Welt – die entscheidend sind um nachzuvollziehen, wie die Trennung zwischen „Rasse“ und Technologie aufkam – waren Industrie und Sklaverei.Diagramm eines Schiffs, das im atlantischen Sklavenhandel genutzt wurde, 1790/1791. Öffentliche Domain, Wiki Commons.

Gleichzeitig vermischten sich diese Gegensätze und setzten einen Prozess in Gang, der sich anhand einer Reihe unterschiedlicher Technologien nachvollziehen lässt. Da wäre zum Beispiel das Sklavenschiff, das einerseits Schwarze Versklavte entmenschlichte, während es andererseits die materiellen Grenzen und Bedürfnisse der Moderne sowie deren konzeptuelle und gesellschaftliche Möglichkeiten erweiterte. Oder da wäre die Plantage, die karibische Theoretiker*innen von CLR James bis Antonio Benítez Rojo und Sylvia Wynter als entscheidend für die Konstruktion von reglementierten, modernen Subjektivitäten im Vorfeld von industriellen Prozessen bezeichnen. Und drittens wäre da in Amerika die Entkörnungsmaschine, die die industrielle Revolution mit eben jenen Prozessen in Gang gebracht hat, mit denen sie die Sklaverei etablierte.

Wie die oben erwähnten Theoretiker*innen dargelegt oder angedeutet haben, wurden diese „Maschinen“ von ihren Produkten kreolisiert, beeinflusst durch die Anwesenheit Schwarzer Menschen wie auch vom Rassismus, was sie von spezifisch afrikanischen Körpern abhängig machte. In ihrer Interaktion mit diesen Maschinen waren Schwarze unabkömmlich für deren Funktion und Produktivität. Die Geschichte der Innovation ist auch eine Geschichte der Versuche, die Technologie zu modifizieren, um auf den Widerstand von Schwarzen zu reagieren und sich zugleich deren eigene Beiträge zur Entwicklung dieser Technologien anzueignen. Dies sieht man ebenso daran, wie afrikanische landwirtschaftliche Traditionen die Plantagen beeinflussten wie auch daran, wie Schwarze Klänge die Aufnahmetechnologien zur Erweiterung ihrer Möglichkeiten zwangen.

Schwarze Körper sind in diesen Gleichungen nicht nur wegen ihrer konzeptuellen Flexibilität als „das Andere“, als Natur, als primitiv von Bedeutung, sondern auch in ihrer ökonomischen Einsetzbarkeit als Arbeitskraft, als Eigentum, als Kapital. Doch warum der spezifisch Schwarze Körper? Warum diese spezifische ethnische Konfiguration angesichts der Vielfalt an Unterschieden, die der westlichen Moderne und ihrer kolonialen Infrastruktur zur Verfügung standen und von ihnen produziert wurde? Weil unter dem Einfluss der Biowissenschaften Schwarze als weniger menschlich und näher am Tier galten; zwar nicht ganz als Tier, aber doch irgendwo dazwischen. Diese Uneindeutigkeit sollte in der US-amerikanischen Gesetzgebung des 19. Jahrhunderts materialisiert und fixiert werden.

Aber wir müssen dieser Uneindeutigkeit, dieser Krise der Kategorien noch etwas hinzufügen. Wir müssen dem hinzufügen, was der karibische Dichter Aimé Césaire „Dingifizierung“ nannte. Bedenkt man, dass Versklavte im Wesentlichen Hilfsmittel für eine weiße, angeblich rationalere Intelligenz waren und selbst als zur Vernunft unfähig galten, schwebte ihr Status in einer Zone zwischen Mensch, Tier und auch Maschine.

Es sollte also keine große Überraschung sein, dass man in der technologischen Entwicklung Momente der Fusion findet, in denen „Rasse“ entweder auf die Maschine übertragen wurde oder „rassische“ Bedeutungen verwendet wurden, um anorganisches Leben menschlich werden zu lassen. Um Kreolisierung als einen Prozess zu erkennen, der genauso zwischen „Rassen“ oder Kulturgruppen stattfindet, wie er zwischen dem angeblich Menschlichen und Nichtmenschlichen der Fall ist (oder zwischen Menschen und unterschiedlichen Formen der Technologie), sind solche Fusionen unvermeidbar. Der Wert der „Rasse“ wird dadurch auch klar: Jene, die für die technologische Entwicklung als marginal erachtet werden, werden zur Abgrenzung von einer fetischisierten Neuheit (oder Modernität) eingesetzt. Diejenigen, die vom „Menschlichen“ ausgeschlossen wurden, werden herangezogen, um ihm Wert zu verleihen.

Der Begriff von „Rasse“ geistert in der Technologie herum, verfolgt sie und ist überall dort präsent, wo Maschinen verkörpert werden, von Science-Fiction bis zur Kybernetik. Hier einige Beispiele, die nie banal werden: Das erste stammt aus einem Werk des 19. Jahrhunderts, das häufig als eine der frühesten Äußerungen gilt, die die Möglichkeit empfindungsfähiger Technologien formulierte – Samuel Butlers Erewhon: or, Over the Range (1872) und dessen Vorgängeressay „Darwin among the Machines” (1863). Nicht nur wird hier erstmals argumentiert, dass auch Maschinen evolutionären Prozessen unterworfen seien, sondern dass sie, sobald sie Selbstbewusstsein erreichen, unvermeidbarerweise ihre Herren töten würden. So beginnt die verlässlichste semantische Figur der westlichen Science-Fiction: der Maschinenaufstand.